Übersicht über die Faktoren, welche die Rückkehr in die Arbeitswelt beeinflussen

Online seit 28.02.2022
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Im Rahmen einer Arbeit unter der Aufsicht ihrer Forschungsabteilung hat die Clinique romande de réadaptation (CRR) eine systematische Literaturübersicht über die Rückkehr von Verunfallten an den Arbeitsplatz nach einem akuten orthopädischen Trauma durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Arbeit, die im Rahmen einer medizinischen Dissertation erarbeitet und im Februar 2022 auf der Wissenschaftsplattform Frontiers veröffentlicht wurde, bestätigen, dass mit dem biopsychosozialen Ansatz die grössten Erfolge erzielt werden.

Altes Wissen entstauben

Als führende Einrichtung in der Rehabilitationsforschung hat es sich die CRR zum Ziel gesetzt, aktuelle Daten zu den biopsychosozialen Faktoren zusammenzutragen, auf denen eine zuverlässige Prognose für die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einem akuten orthopädischen Trauma (Fraktur, Luxation, Verstauchung usw.) gemacht werden kann. So hat sich seit 2010 kein Literaturüberblick mehr mit dieser wichtigen Frage befasst.

In der Rehabilitation und der beruflichen Wiedereingliederung ist der biopsychosoziale Ansatz besonders wichtig und setzt die aktive Mitarbeit der Patient*innen voraus. Aufgrund seines umfassenden Gesundheitsansatzes handelt sich um das medizinische Modell, das den grössten Erfolg verspricht, da es sowohl biologische, psychologische als auch soziale Faktoren berücksichtigt. Der von der CRR erstellte Überblick ermöglichte es nun, das bisherige Wissen zu den Einflussgrössen auf die Rückkehr an die Arbeit zu aktualisieren.

Eine Grundlage von über 2500 Studien

Auf der Grundlage von gut 2500 vorhandenen wissenschaftlichen Studien wurde in einem ersten Schritt nach Studien gesucht, die an der arbeitenden Bevölkerung (18-65 Jahre) mit orthopädischen Verletzungen durchgeführt und zwischen 2010 und 2020 veröffentlicht wurden. Das Kriterium für eine qualitativ hochwertige statistische Analyse war, dass die verwendeten Studien eine prospektive Nachbetreuung und eine ausreichend hohe Anzahl Personen aufweisen. Differenziert wurde dabei zwischen den Faktoren, die in einer Frühphase (bis 6 Monate nach dem Unfall) bzw. in der Spätphase (ab 6 Monate nach dem Unfall) zum Tragen kommen.

In die Übersicht wurden schliesslich 30 Artikel eingeschlossen, die eine Nachbetreuung der Patient*innen zwischen 1 bis 58 Monate nach dem Unfall sicherten. Die Qualität der verwendeten Studien, von denen die meisten aus europäischen oder anderen anglosächsischen Ländern stammten, war grösstenteils hoch. Die Rückkehrquote variierte je nach Studie in der Frühphase (bis 6 Monate) zwischen 22 und 74% und in der Spätphase (ab 6 Monate) zwischen 44 und 94%. Während in der Frühphase das Haupthindernis für die Rückkehr an den Arbeitsplatz die Schwere der Verletzung war, gaben nach 6 Monaten das Alter, die Schwere der Verletzung, das Ausmass der Schmerzen, das Bildungsniveau, die Art der Arbeit (Bauarbeiter) und die Art der finanziellen Entschädigung (über die Versicherungen) den Ausschlag, ob eine Arbeit wiederaufgenommen wurde oder nicht. In geringerem Masse wirkten sich auch die subjektiven Erwartungen an die vollständige Genesung und die körperliche Belastung am Arbeitsplatz aus.

Prognosemodelle für die Rückkehr an den Arbeitsplatz

Die heutige Evidenzlage lässt darauf schliessen, dass der Schweregrad der Verletzung sowohl in der Früh- als auch in der Spätphase eine entscheidende Rolle spielt, was die Bedeutung der Prävention von schweren Unfällen umso stärker unterstreicht. Die nun publizierte Bestandsaufnahme beleuchtet auch die vielen Aspekte des biopsychosozialen Modells, welche die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einem orthopädischen Trauma beeinflussen. Dabei kennt man verschiedene Ansätze: Förderung von geeigneten Arbeitsplätzen für ältere Arbeitnehmende, Verbesserung des Zugangs zu medizinischer Pflege und Reha-Aufenthalten sowie Anpassung des Arbeitsplatzes (zur Verringerung der körperlichen Belastung). Die Arbeit ist für den Bereich Rehabilitation gleich von doppeltem praktischem Nutzen: Einerseits kann man nun auf aktuelle Daten zurückgreifen und andererseits lassen sich die Prognosemodelle zur Rückkehr in die Arbeitswelt sowie die Betreuung der Patient*innen anpassen.

Es wird vermutet, dass andere biopsychosozialen Faktoren ebenfalls einen Einfluss darauf haben. Um die Beteiligung dieser Faktoren bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz auch in der Frühphase zu definieren, sind allerdings weitere qualitative Studien nötig.

Den vollständigen Artikel (auf Englisch) finden Sie online unter folgender Adresse: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fresc.2021.791351/full 

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