Die EPFL und die Stiftung Defitech arbeiten intensiv daran, die Technologie zugunsten von Personen mit einem Handicap einzusetzen. Im Rahmen des Campus EPFL Valais-Wallis konnte die EPFL nun an der Clinique romande de réadaptation (CRR) den Lehrstuhl von Friedhelm Hummel einweihen, der weltweit den Ruf als führender Experte im Bereich der Rehabiliatation nach einem Schlaganfall geniesst.
Jedes Jahr erleiden in der Schweiz 16'000 Personen und weitere 12 Millionen Personen weltweit einen Hirnschlag. Der Hirnschlag ist die wichtigste Ursache einer Behinderung im Erwachsenenalter – nur ein Viertel aller Patienten leidet nicht an bleibenden Schäden. Damit die Betroffenen möglichst ihre Autonomie wieder erlangen, werden immer neuere Methoden entwickelt, darunter die nicht-invasive transkranielle Magnetstimulation. Pionier dieses extrem vielversprechenden Verfahrens ist Friedhelm Hummel, Facharzt für Neurologie, der dank der Unterstützung der Stiftung Defitech und des Kantons Wallis an die EPFL geholt werden konnte. Sein Lehrstuhl wurde gestern an der Clinique romande de réadaptation (CRR) eingeweiht, dies in Anwesenheit von Esther Waeber-Kalbermatten, Staatsratspräsidentin des Kantons Wallis, Marcel Maurer, Stadtpräsident von Sitten, sowie Sylviane Borel, Präsidentin der Stiftung Defitech.
Friedhelm Hummel wird auf dem Walliser Campus der EPFL, in der CRR und dem Campus Biotech der ETH in Genf tätig sein. Seine klinischen Forschungen zu den nicht-invasiven Simulationstechnologien auf elektromagnetischer Basis wird er im Wallis durchführen. Bis anhin war Hummel stellvertretender Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf sowie Leiter des diesem angegliederten Labors für Funktionelle Bildgebung und Neurostimulation (BINS).
Die Stiftung Defitech intensiviert ihre Unterstützung für die EPFL
Mit Friedhelm Hummel verstärkt die Stiftung Defitech ihr Engagement bei der EPFL. Die von Sylviane Borel und ihrem Ehemann Daniel Borel, Mitgründer von Logitech, gegründete Stiftung verfolgt das Ziel, Technologien in den Dienst von Personen mit einem Handicap zu stellen.
„In der 15-jährigen Stiftungsgeschichte gelang es uns, diverse Aspekte der Behinderung abzudecken“, erklären Daniel und Sylviane Borel. „Wir haben in einer Fachstelle angefangen und Kindern Spiel- und Videokonferenzsysteme zur Verfügung gestellt. 2008 haben wir uns mit der EPFL zusammengetan und den Lehrstuhl von José Millán unterstützt, der sich mit Gehirn-Computer-Schnittstellen befasst und unglaubliche Ideen hat. Nun machen wir zusammen mit Herrn Hummel einen Schritt weiter zu einer vermehrt klinischen Dimension, was extrem spannend sein wird.“
Aus dem Wallis ein internationales Forschungszentrum für Behinderung machen
Für den Walliser Standort der EPFL ist die Neuanstellung ein weiterer Meilenstein, um aus Sitten einen wichtigen Forschungsstandort für die Neuro-Rehabilitation zu machen. Seit 2013 wurden aus dem Spital Wallis und der CRR, wo ein Team der EPFL bereits tätig ist, etwas über 100 Patientinnen und Patienten rekrutiert. Aktuell laufen 10 klinische Studien.
Neben Friedhelm Hummel wird das Wallis künftig auch vom Know-how von Grégoire Courtine profitieren dürfen, der für seine bahnbrechenden Ergebnisse bei der Behandlung von Rückenmarksverletzung bekannt wurde. Zusammen mit der Clinique romande de réadaptation wird er mit seiner robotergestützten Reha-Plattform klinische Tests durchführen. Kombiniert mit einer Methode zur Rückenmarkstimulation bildet dieser Ansatz eine der vielversprechendsten Therapien, die in Zukunft für die Behandlung von Querschnittgelähmten eingesetzt werden.
Um die neuesten Technologien aus dem Bereich Neuroprothesen in die Pflegeprogramme zu integrieren, wollen die HES-SO Valais-Wallis, die EPFL, die CRR und das Spital Wallis ein noch nie dagewesenes Ausbildungsprogramm für Forschende und Therapeuten auf die Beine stellen, in dem technologische, methodische, zwischenmenschliche und soziale Aspekte vereint werden. Dieses Projekt wird in Sitten einen einmaligen Pool an Kompetenzen rund um die Themen Behinderung, Grundlagenforschung und konkrete klinische Anwendungen entstehen lassen.
Für die Präsidentin der Walliser Regierung, Esther Waeber-Kalbermatten, sind solche Entwicklungen eine „fantastische Hoffnung für Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind“ und sie wünscht sich, dass sich dadurch deren Chancen auf ein normales Leben erhöhen.
Die Direktion der CRR freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit der EPFL, bei der das Wohl der Patienten im Zentrum steht.
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