Studie über den Medikamentenkonsum in der Rehabilitation

Online seit 16.10.2023
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Das Forschungsteam der CRR hat vor Kurzem in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Annals of Physical and Rehabilitation Medicine einen Artikel über den Konsum von Schmerzmitteln und insbesondere von Opioiden in der Physikalischen Medizin und Rehabilitation bei chronischen Schmerzpatient*innen veröffentlicht. Dabei handelt es sich in diesem Forschungsbereich um die erste Studie dieser Grössenordnung, die erschienen ist.

Obwohl die Wirksamkeit von Opioiden umstritten ist, steigt der Konsum dieser Arzneistoffe unter Menschen mit chronischen, nicht krebsbedingten Schmerzen weltweit an. So klassiert sich beispielsweise die Schweiz auf Rang 7 weltweit. Ziel der Studie war es, den Schmerzmittelkonsum und ihren Zusammenhang mit verschiedenen Variablen (demografische Faktoren, Schmerzen, Angst/Depression, Schmerzkatastrophisierung, Kinesiophobie) im Bereich der muskuloskelettalen Rehabilitation zu bewerten, für den bis anhin keine Daten vorlagen.

Die Studie wurde retrospektiv über einen Zeitraum von 8 Jahren (2014-2021) angelegt und schloss Patient*innen mit ein, die nach einer Verletzung zur stationären Rehabilitation aufgenommen wurden. Die Patient*innen wurden bei Ein- und Austritt nach ihrem Schmerzmittelverbrauch in drei Kategorien eingeteilt: keine Analgetika (PA), Nicht-Opioidanalgetika (ANO) und Opioidanalgetika (AO). Bewertet wurden mit statistischen Methoden die Unterschiede zwischen den drei Gruppen, der Verbrauch der verschiedenen Medikamente und ihr Unterschied zwischen dem Klinikeintritt und -austritt.

In die Studie eingeschlossen wurden insgesamt 4.350 Personen (84% Männer, Durchschnittsalter 44 Jahre). 20% nahmen Opioide, 40% keine Schmerzmittel und 40% nicht-morphinartige Medikamente. In der Opioidgruppe wurde hauptsächlich Tramadol eingesetzt, wobei die mediane Morphinäquivalenzdosis 8,3 mg/Tag betrug. In der Gruppe «Nicht-Opioidanalgetika» wurde hauptsächlich Paracetamol und Ibuprofen verschrieben. Die Ergebnisse deuten auf eine Abstufung der Symptome zwischen den drei Gruppen (PA/ANO/AO) hin, mit einem höheren Grad an Schmerzintensität und -beeinträchtigung, Angst/Depression und Schmerzkatastrophisierung und einer höheren Prävalenz von neuropathischen Schmerzen in der AO-Gruppe im Vergleich zu den anderen Gruppen. Die Nachuntersuchung über acht Jahre hat gezeigt, dass der Konsum von Opioiden oder anderen Medikamenten stabil bleibt, was beruhigend ist. Für den Wirkstoff Pregabalin, das zur Behandlung neuropathischer Schmerzen eingesetzt wird, wurde ein Rückgang der Anwendung um 50% nachgewiesen. Im Vergleich zur Aufnahme blieb die Medikation bei meisten Patient*innen (70%) zum Zeitpunkt des Austrittes unverändert. Anzumerken ist aber, dass 21% der Personen, die bei der Aufnahme Opioide eingenommen hatten, diese bei der Entlassung absetzen konnten. Im Gegenzug erhielten aber 10% der Patient*innen während des Aufenthalts eine erste Opioidverschreibung.

Diese Ergebnisse stimmen mit den Erkenntnissen überein, die bei den Patientengruppen mit chronischen Schmerzen gemacht wurden, welche höhere Opioiddosen einnehmen und an Programmen zur Reduzierung oder Absetzung von Opioiden teilnehmen. Faktoren wie Schmerzbeeinträchtigung und -katastrophisierung, Angst und/oder Depression sind wichtig zu berücksichtigen, da sie im Rahmen der Rehabilitation durch die interdisziplinäre Betreuung, an der Ärzt*innen, Psycholog*innen, Psychiater*innen, Pflegefachpersonen, Physio- und Ergotherapeut*innen beteiligt sind, beeinflusst werden können. Basierend auf der Studie soll nun in einem nächsten Schritt ein Programm entwickelt werden, das sich auf den optimalen Einsatz von Schmerzmitteln in der Rehabilitation konzentriert und dessen Ergebnisse nach dem Austritt bewertet werden.

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